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Diving in the arctic

May 2, 2009

————– German (scroll down for English translation) ——————–

79° N

1st May 2009

Tauchen in der Arktis.

Das lässt die einen oder anderen Gesichtszüge bizarr vereisen. Von Staunen, neidvollem Bewundern, ungläubigem Stirnrunzeln bis schlichtem Kopfschütteln hat es alle Reaktionen gegeben. Bei mir selbst übrigens auch.

Hauptsache der Fjord ist eisfrei! Das war mein kleiner, bescheidener Wunsch…immerhin war er seit 4 Jahren nicht mehr mit Eis bedeckt.

Nun werden Wunschkonzerte offenbar nicht in der Arktis geschrieben und die Witterungsbedingungen waren einfach perfekt für die Entstehung einer stabilen Eisschicht aus Schollen unterschiedlichster Dicke. Wunderschön von oben. Von unten? Tauchen unter Eis… Klaustrophobie? Man wird sehen. Erstmal muss es einen Weg ins Wasser geben. Wir sägen, wir bohren und wir hieven Eisblöcke aus dem Wasser. Zwei, drei Stunden, dann ist der Zugang zum Unterwasser gelegt. Ein schwarzes Loch in weißem Schnee. Ja, ich bin aufgeregt, gespannt. Lufttemperatur -18°C, Wassertemperatur -2°C. Und ich bin die Erste die runter geht, tauche ab ins Dunkle. Äh, Moment, war nicht die Rede von Licht, das durch das Eis scheint?! Hallo? Wäre eine Lampe vielleicht doch… aha, die Augen haben ihren Job gut gemacht und tatsächlich erscheint eine Unterwasserwelt in diffusem Licht. Variierende Eisdicken ermöglichen ein einzigartiges Spektrum verschiedener Helligkeiten… durch Risse und Spalten scheint es grell, dann wieder riesige Schattenspender, braun gefärbt von Eisalgen. Meine Luft sammelt sich unter dem Eis und bildet quecksilberne Pfützen. Robben senden ihre hohen Laute über Kilometer, rhythmisch. Dazu die Geräusche der Eisplatten, die sich mit den Gezeiten senken und heben. Ich bin gefangen von dieser surrealen Umgebung.

2nd May 2009

Die Temperaturen klettern der Null entgegen, beharrlich. Das bedeutet geschnitzte Eislöcher werden matschig und knackende Eisplatten warnen eindringlich. Schnee und Wolken pachten das Licht, unter dem Eis kommt nicht mehr viel an. Es hieß heute, Sedimentproben zu holen. Mal abgesehen vom Wetter, das mit Wind und Schnee peitschte (Scherzfrequenz um das Eisloch herum sinkt proportional zu steigender Windgeschwindigkeit), macht auch in diesem Fall ein zugefrorener Fjord das Arbeiten nicht einfacher…die Probenstelle, 25m entfernt, mit den Stechrohren zu erreichen war die erste Hürde. Von schwebender Fortbewegung kann da wahrlich keine Rede mehr sein. Eher schleppt man sich mit der schweren Box, ein Mantra aus Entschuldigungen für die benthischen Jungs im Mund, über dem Grund Meter für Meter in Richtung Ziel, muss vermutlich nix zur Sicht im Rücken sagen! Ja, und dann ist dort nichts zu machen, keine geeignete Stelle, Steine, das Eisloch begrenzt den Spielraum. Also mit dem ganzen Kram wieder zurück robben. Eis – bedeutet kein Boot – bedeutet keine Sedimentproben. So einfach ist. Doch die Wissenschaftler üben sich in Geduld und sind gar nicht so schlecht, wie ich finde.

Der Wind hat für die nächsten Tage viel geplant und das aus geeigneter Richtung. Vielleicht ist das Eis ja bald auf und davon.

————– English version ——————–

79° N

1st May 2009

 Talking to people about diving in the arctic creates amazing features on their faces. There is everything from marvelling to simply head-shaking. By the way it’s been the same expressions I had on my own face.

I only had one modest wish… I wanted the fjord to be free of ice. But the arctic obviously writes its own story and created a beautiful stabile ice cover of frozen plates. But also beautiful from below? Claustrophobia? One will see. Diving under the ice means we had to cut, saw and drill a nice hole first. It took us hours before the first diver could plunge into the piece of dark amidst the white of snow and ice… and then, wait a minute, where is the light, didn’t we talk about light shining through the ice cover…may be I should have taken a lamp… ah ok, my eyes got there job done and indeed, there appeared an underwater in scattered light of various brilliance. Brightness due to rifts and clefts and then again big shadows of huge plates of more than 1 meter thickness. Fantastic. Seals send their rhythmical sounds and so do the movements of the ice plates. My air is accumulating below the ice forming small quicksilvern pools reflecting this surreal environment.

Arctic ice diving is captivating.

2nd May 2009

Temperatures climb towards zero, steadily. That means carved ice holes get mushy and ice plates crack suprisingly. Today’s job was to core for sediment samples. Besides the fact of bad-tempered weather, which bothered us with scourging wind and snow (the frequency of laughter around our hole decreases directly proportional to increasing wind speed), still a frozen fjord does not make work easier. Snow and clouds stole our light. To reach the sampling site 25 meters away with that big heavy box with empty corers means crawling through the mud as elegantly as possible, murmuring a Mantra of apologies to the benthic guys. Thank god we already sampled for most of them the days before, so at least they have three more weeks spending their live for science and world peace. Isn’t it always about world peace?!

Yeah well, finally arrived at the site, trying to core and slowly realizing the forlornness of this proposition because of stones below the first five centimetres of sediment…so packing everything together and crawling back… did I mentioned the non-existing visibility that appears right after touching the muddy ground? No? I love the rope on which the diver is fixed with the surface! So, in the end it’s simple, ice means no boat means no sediment cores. But the scientists exercise patience and they do quite well in my opinion.

But the wind has big plans for the next days and thereby coming from the right direction. So may be the ice will betake itself quite soon.

One comment

  1. Hi Sandra,

    bist Du die Sandra, die Mal bei dieser Mädchenband aus Erfurt Schlagzeug gespielt hat? Fand ich klasse, damals. Und jetzt Eistaucherin? Wahnsinn.



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